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- Amiga Arena Interview
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- Developer: Nicholas Blachford
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- Software: Aural illusion, Aural Synthetica
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- Homepage: Software: www.blachford.info/blachtech
- Personal: www.blachford.info
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- Email: nicholas@blachford.info
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- *Bitte stelle Dich den Lesern vor!*
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- Mein Name ist Nicholas Blachford, ich bin ein 31 Jahre alter Software-
- Ingenieur/Architekt.
- Ich wuch in Nordirland auf, habe aber die letzten 2 Jahre in Holland
- (Amsterdam) gelebt.
- Ich bekam meinen ersten Amiga 1987 und habe von 1993-1998 Amiga Audio-
- Software entwickelt.
- Ich bin später zu BeOS gewechselt, wo ich weiter Audiosoftware entwickelt
- habe und habe seitdem an Business-Software gearbeitet.
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- *Wann hast Du begonnen, mit dem Amiga zu arbeiten?*
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- Ich glaube 1987. Ursprünglich war ich dabei, einem Freund einen C128
- abzukaufen, als ich merkte, daß ich einen Atari ST für den selben Preis und
- mit viel besseren Leistungsdaten bekommen konnte. Ich hatte auch eine Anzeige
- für einen Amiga gesehen, und diese auch in Erwägung gezogen. Ich dachte eine
- Weile darüber nach, und dann sah ich einen Amiga, auf dem eine der NewTek-
- Demos lief, die Bilder im HAM-Modus hatte, und das haute mich einfach um -
- also holte ich mir den Amiga!
- Es war ein französischer A1000, der mit Aufklebern auf der Tastatur
- modifiziert worden war! Trotzdem ein ausgezeichneter Computer, die
- Möglichkeit, die Tastatur unter die Front zu schieben war ein Geniestreich.
- Er kam mit Workbench 1.1 und 1.2 sowie "Kickstart"-Disketten, da das
- Betriebssystem nicht in ROM war, wie bei späteren Amigas. Ich rüstete ihn mit
- einer A520 Festplatte/Speichererweiterung auf, die an der falschen Seite
- angebracht wurde - rückwärts! Aber durch den zusätzlichen Speicher war ich in
- der Lage, eine "entlaufene" Kopie von Workbench 2.0 vor allen meinen Freunden
- laufen zu lassen!
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- Ungefähr 1991/92 habe ich mich auf einen A500+ verbessert, der ein paar
- bessere Videomodi und AmigaDOS 2.0 hatte. Es war etwa zu dieser Zeit, daß ich
- beschloß, Software zu schreiben. Ich war gerade bei einem Studiengang an der
- Universität durchgefallen, also entschied ich, daß mich Computer mehr
- interessieren und ich sie studieren wollte, so beschloß ich, ein Programm zu
- schreiben, das ich dann verkaufen und das für den Studiengang hätte bezahlen
- können - was es nie tat.
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- Ich hatte die Maschine noch nicht lange, als ich auf einen A1200 aufrüstete.
- Ich erhielt ein Stipendium für die Anschaffung von SAS/C und einer Festplatte
- (300 Euro für 60 MB!). Ich begann anfang 1993, Aural illusion zu schreiben.
- Ich erwartete fest, daß bald ein Amiga mit 16bit Sound erscheinen würde, also
- wurde es geschrieben, um mit 16bit-Dateien umzugehen und 32bit-Verarbeitung
- zu machen.
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- Ursprünglich versuchte ich selbst, es zu verkaufen, aber das war ein Desaster
- und kostete mich nur eine Menge Geld (obwohl es mit ein paar gute Betatester
- brachte, die die Anzeigen gesehen hatten). Schließlich begann eine Firma im
- Süden Englands namens Seasoft, das Programm für mich zu verkaufen, aber es
- brachte mir immer noch nicht wirklich Geld ein.
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- Ich machte eine erste, dann eine zweite Version, aber das Schreiben von
- Audioeffekten wurde mir etwas langweilig, darum beschloß ich, nachdem ich
- einen Artikel über modulare Synthesizer gelesen hatte, einen von diesen zu
- schreiben. Das tat ich 1995 und kam zu dem Entschluß, ihn komplex und mächtig
- zu machen, statt einfach und leicht zu bedienen. Es zahlte sich aus, da es
- erstaunliche Sounds mahcne konnte. Es benötigte etwa ein Jahr zu schreiben,
- mit einem Update ein paar Monate später. Ich rüstete den Amiga mit einem
- 50 MHz 68030 auf, weil es so Prozessor-intensiv war. Es funktionierte nicht in
- Echtzeit wie heutzutage, du würdest alle Verbindungen und Einstellungen
- vorbereiten und dan einen Sound "rendern". Unglücklicherweise wurden nur 12
- Exemplare verkauft!
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- Dann ging ich zu Aural illusion v3.0 über, das ein komplett neu geschrieben
- war weil der Code in v1.0 und 2.0 so chaotisch war. Ich arbeitete ein paar
- Jahre daran, aber bis dahin war der Amiga-Markt gestorben und ich beschloß,
- auf den PC zu wechseln. Direkt nach diesem Entschluß bekam ich eine Stelle in
- England und gab die Entwicklung komplett auf. Unglücklicherweise wurde der
- Job, den ich machen sollte, kurz nachdem ich begann, aufgegeben, darum
- behielt mich die Firma nicht sehr lange. Also ging ich zurück zu Aural
- Illusion, entschied jedoch daß die Amiga-Version so nah an der Vollendung
- war, daß ich sie fertigstellen und dann nach Windows portieren würde.
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- Dann wurde ich von jemandem von Be Europa angesprochen. Ich hatte etwas von
- BeOS gehört aber nicht viel, aber er hatte Ai2 gesehen und schickte mir ein
- Exemplar. Für einen Amiga-User war Windows (und ist es noch!) hundslangsam
- und frißt riesige Ressourcen. Ich hatte einen PC, der viel leistungsfähiger
- als der Amiga wqar, aber der Amiga trat ihm trotzdem in den Hintern! BeOS
- änderte all das, das war wofür PC-Hardware wirklich gedacht war. Ich denke,
- BeOS war der echte Amiga-Nachfolger und ihr werdet eine Menge ex-Amiganer in
- der (übriggebliebenen) BeOS-Community finden. Tatsächlich hatte beim ersten
- Mal, als ich zur "Begeistert" (BeOS-Treffen in Deutschland) ging, jemand
- einen A3000 dabei!
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- Ich beschloß, auf BeOS zu wechseln und Ai3 dort zu entwickeln. Es war bald
- offensichtlich, daß ich viel ändern mußte, da BeOS dich zwingt, in C++ zu
- schreiben und ich dutzende neue Effekte hinzufügte, also erhöhte ich die
- Versionsnummer auf 4.0. Unglücklicherweise wurde es auch auf BeOS nie
- vollendet, ich bekam eine Stelle in Holland und hatte seitdem keine Zeit, es
- fertigzustellen. Wenn du einmal anfängst Vollzeit für jemand anderes zu
- entwickeln, ist das letzte was du zu Hause machen willst, wieder zu
- programmieren anzufangen.
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- Ich habe allerdings alles für Amiga und BeOS in Open Source gestellt. Ich
- habe kürzlich die Lizenz auf BSD-Stil geändert und den Quellcode und jetzt
- eine Binärversion von Ai3 auf die Website gepostet.
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- *Welches Amiga-Modell besitzt Du?*
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- Habe immer noch den alten A1200 + 030.
- Ich habe auch ein Exemplar von Amiga Forever für Windows.
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- *Welche Version des Betriebssystems läut auf Deinem Computer?*
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- AmigaOS 3.0 denke ich?
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- Ich benutze einen 800 MHz Athlon, auf dem BeOS läuft (das kürzlich
- "entkommene" und wahrlich exzellente DANO-Build).
- ... und Windows 98 - aber nur, wenn ich wirklich muß!
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- *Welche Software entwickelst Du?*
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- Was auch immer zu schreiben mich jemand bezahlt!
- Unglücklicherweise nichts für den Amiga :-(
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- *Kannst Du uns sagen, worum es bei Deiner Software geht?*
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- Das Zeug, das ich geschrieben habe:
- Aural illusion ist ein Audio-Editor.
- In Wirklichkiet ist es für Klangverarbeitung gedacht anstatt nur Klänge
- feinabzustimmen. Du kannst mehrere Klänge laden und kombinieren und dann jede
- Menge Effekte auf sie anwenden.
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- Aural Sythetica ist ein Modularer Synthesizer.
- Du stellst Oszillatoren ein, um Klänge zu erzeugen, und es gibt eine Reihe
- Module, durch die du den Klang zur Verarbeitung routen kannst. Du kannst
- ziemlich abgefahrene Klänge erstellen.
- Es gibt auch 4 Disketten mit "Patches", mit denen du Klänge erzeugen kannst
- oder die du modifizieren kannst, um neue zu erzeugen.
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- *Wie lange hat die Entwicklung bisher gebraucht?*
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- Ich habe insgesamt 7 Jahre daran Entwickelt (5 auf dem Amiga), aber es hat
- mir nie Geld eingebracht :-(
- Die beste Sache dabei ist aber, daß ich insgesamt 2 Fehlermeldungen in der
- ganzen Zeit hatte.
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- *Welche Software verwendest Du zum Entwickeln?*
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- Ich verwendete SAS/C und GadToolsBox.
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- *Für welches System (AmigaOS, AmigaDE, MorphOS) entwickelst Du?*
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- Alle oben genannten liefen auf echten Hardware-Amigas unter AmigaOS!
- Sie liefen auch auf Amiga Forever.
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- *Welches Betriebssystem wirst zu zukünftig unterstützen?*
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- Falls ich damit jemals wieder anfange, wird es *nicht* auf Windows sein.
- ...aber ich fürchte ich kann auch nicht sehen, daß ich eine Amiga-Version
- mache.
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- *Was können wir von zukünftigen Versionen erwarten?*
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- Von mir nichts, aber das soll nicht heißen, daß nicht jemand anderes etwas
- machen könnte:
- Der Code für Ai3.0 ist vollständig da und ihn fertigzustellen sollte nicht
- allzu schwierig sein.
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- Ai4 hat viel mehr Effekte und diese könnten jederzeit auf den Amiga zurück
- portiert werden, das sollte nicht allzu viel Arbeit sein, da sie alle in C
- sind, tatsächlich sind eine ganze Menge vom Amiga!
- Ich habe ein paar Änderungen gemacht, und die Variablentyp-Namen sind anders,
- aber es sollte nicht allzu viel Arbeit sein, das zu fixen.
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- *Verlierst Du nicht den Spaß und das Interesse am Programmieren wenn Du die
- geringe Resonanz siehst, die Du aus dem kleinen Amiga-Markt erhältst?*
- *Bekommst Du genug Rückmeldungen für Deine Software?*
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- Ich werde beide beantworten:
- Ich habe nie viele Rückmeldungen erhalten, aber ich war sehr enthusiastisch,
- nicht viele Leute benutzen Aural illusion, aber diejenigen, die es tun,
- scheinen es wirklich zu mögen. Ich hatte mehrmals beinahe (oder tatsächlich)
- Ai3 an mehreren Punkten aufgegeben, aber es waren die Benutzerkommentare, die
- mich bei der Stange gehalten haben.
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- *Wann hast Du Deinen Amiga zuletzt benutzt?*
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- Ich habe ihn seit Jahren nicht mehr benutzt! Ich benutzte ihn jedoch lange
- Zeit parallel zu meinem PC, ich hatte sogar die PC-Tastatur auf der Amiga-
- Tastatur montiert, um Platz zu sparen!
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- *Welche Software hast Du zuletzt für Deinen Amiga gekauft?*
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- Das letzte SAS/C-Upgrade, ich hörte davon im Internet, jemand verkaufte die
- letzten paar Exemplare, also bestellte ich eins bei ihm.
- Viel später besorgte ich mir aber Amiga Forever, falls das zählt.
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- *Welche Hard-/Software hast Du vor zu kaufen?*
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- Jetzt wo BeOS tot ist (um bald in PalmOS 5.0 wiedergeboren zu werden) müssen
- die Benutzer etwas anderes finden, wohin sie gehen können. Ich habe Windows
- genug benutzt, um es wirklich nicht zu mögen, und ich mag den Gedanken nicht,
- eine Firma zu unterstützen, deren Lizenzgebahren absichtlich Be Inc. aus dem
- Markt gedrängt hat. Ich habe Linux ziemlich oft benutzt, aber nie zu Hause.
- Sowohl der Amiga als auch BeOS hatten sehr gute Arbeitsoberflächen - die
- besten ihrer jeweiligen Zeit, und das ist ein Bereich, in dem Linux hinterher
- hinkt. Einfach gesagt will ich einen Computer, der einfach zu benutzen ist.
- Das gesagt hat sich Linux rasant verbessert, und ich habe in 4 Jahren nie ein
- Linux Kernel abstürzen sehen. Andererseits habe ich nie eine Windows-Version
- gesehen, die nicht abstürzt (und das beinhaltet NT, 2000 und XP).
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- Ich weiß, daß das für Amiga-Benutzer entsetzlich klingen wird, aber...
- Ich denke, Apple hat in letzter Zeit ein großes Comeback gehabt, sie haben
- gute Hardware und nun ein sehr gutes Unix-basiertes Betriebssystem, die
- Tatsache, daß es so gut aussieht, ergänzt das in meine Augen nur.
- Tatsächlich erinnere ich mich, daß als Steve Jobs Rückkehr angekündigt wurde,
- ich mit keinem anderen als Dave Haynie darüber diskutierte, was passieren
- würde :)
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- Falls ich irgendwann das Geld aufbringen kann, werde ich mir wahrscheinlich
- eines der Titanium-Powerbooks zulegen.
- Ich habe einen riesigen Tower-PC, der einen unglaublichen Lärm macht und mit
- PCI-Karten vollgestopft ist, ich mag die Idee eines superschlanken Notebooks,
- das mehr macht, und das leise!
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- *Glaubst Du an ein Comeback von Amiga?*
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- Sieht aus als würde es ohne meinen Glauben passieren...
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- Ist aber gut zu sehen, daß etwas passiert. Ich war in die JMS und ICOA-
- Diskussionen involviert, als sie eingerichtet wurden, und ich erkenne einige
- der Namen davon, wer heute mit Amiga zu tun hat.
- Es ist gut, daß sie was damals eine ziemlich revolutionäre Technologie war
- fortgeführt haben.
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- *Deine letzten Worte an die Leser?*
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- Ich habe liebe Erinnerungen an meine Amiga-Tage, es gab ein echtes
- Gemeinschaftsgefühl, besonders in dme relativ kleinen Audiobereich. Ich war
- wirklich ziemlich überrascht zu sehen, daß die Community immer noch so
- lebendig sit - wie ich entdeckte, als dutzende Besucher plötzlich auftauchten
- und Software downloadeten, die ich seit Jahren nicht benutzt habe!
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- Ich kann mich erinnern, auf der Amiga World 1990 von einem 24bit-Farbdisplay
- verblüfft worden zu sein - der selben Show, auf der der VideoToaster zuerst
- enthüllt wurde. Dann gab es die ganze Aufregung mit den angekündigten AA- und
- später AAA-Chipsets. Commodore ging natürlich pleite, aber es gab immer die
- Hoffnung einer Zukunft mit einer freundlichen Firma mit neuer Hardware und
- Prozessoren.
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- Ich glaube der Amiga von Morgen wird sehr anders sein, und es wird nett sein,
- ein Comeback zu sehen, selbst wenn es nicht ganz die Magie der frühen Tage
- haben dürfte - Paula, Agnus und Denise sind lange fort - aber nicht
- vergessen. Ich habe dem Amiga viel zu verdanken, tatsächlich habe ich einige
- meiner besten Freunde durch den Amiga getroffen. Ich wünsche dem Amiga und
- seiner Community alles Gute, und ich hoffe ihr habt Vergnügen beim benutzen
- meiner Software.
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- © Amiga Arena 2/2002
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- (aus dem Englischen von Christian Busse)
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